

Hier geht`s zum Programm:
„Terra est omnium domus, curamus eam.“
„Die Erde ist die Heimat aller, wir kümmern uns um sie.“
Diese vielstimmig vertonte Einsicht bildet das Grundmotiv der Klimakantate „Terra est“. Die Kantate ist ein zukunftsweisender musikalischer und künstlerischer Ausdruck der Aufgaben, die wir als Menschheit in der Klimakrise zu bewältigen haben. Die Erde macht durch zunehmende Extremwetterereignisse, durch Artensterben und den globalen Temperaturanstieg deutlich, dass sie unseren Schutz braucht. Vor allem braucht sie keine weitere Zerstörung durch die Nutzung Fossiler Energien. Diese Einsicht ist so klar wie bekannt. Doch was hindert uns noch immer daran, sie in die Tat umzusetzen? „What are we waiting for?“
Die Bewältigung der Klimakrise wurde lange als Frage von technischen und politischen Strategien verstanden. Erst langsam setzt ein Bewusstsein dafür ein, dass unser Umgang mit der Erde auch tiefe kulturelle und auch religiöse Dimensionen berührt. „Melt the Ice in Your Hearts“ / „Schmelzt das Eis in euren Herzen“, spricht der Schamane Angaangaq aus Grönland zu uns, denn „die größte Distanz besteht zwischen Verstand und Herz.“ Die Fakten und Prognosen, die wir von der Erde kennen, lassen viele noch immer kalt. Wir brauchen Lieder, Bilder, Gebete und Rituale, die uns die Trauer um den Zustand unserer Erde fühlend verstehen lassen. Und die uns Mut machen und Kraft entfalten lassen, uns für das Lebensnotwendige einzusetzen.
Aber wir brauchen nicht nur den Kontakt zu unserer eigenen kulturellen und religiösen Tradition, sondern es braucht die internationale Verbundenheit. Zwar sind alle Menschen von der Klimakrise betroffen, aber nicht alle in gleichem Ausmaß. Unsere Betroffenheiten und unsere Perspektiven sind verschieden. Es braucht ein Bewusstsein für die Geschichten und Erfahrungen der verschiedenen Kulturen dieser Erde. Lernen, zuzuhören. Die Klimakrise konfrontiert uns mit der Frage: Können die Menschen dieser Erde überhaupt zu einer gemeinsamen Stimme finden? Vor allem Europäer*innen sollten diese Frage nicht vorschnell beantworten, um nicht die eigene Perspektive als universell gültige zu verstehen. Ist es denn tatsächlich so, dass den Menschen ihr Bezug zur Erde verloren gegangen ist? Was, wenn es doch Kulturen und Länder gibt, die in einem ausgewogenen Miteinander mit der Erde leben? Wie können wir von ihnen lernen? Was wird geschehen, wenn der brasilianische Vogel mit seinem einzigartigen Gesang verstummt? Was wird geschehen, wenn der Himmel in die Tiefe stürzt, wenn Himmel und Erde sich nicht mehr in einer Balance halten können?
Die indigenen Klänge und Texte, die in dieser Kantate aufscheinen, erzählen von tiefen Weisheiten verschiedenster indigener Kulturen aus Grönland, dem Amazonas und dem westafrikanischen Stamm der Yoruba. Wir hören von spirituellen Intuitionen aus den verschiedenen Teilen der Erde, aber wir hören auch Melodien und uralte Texte von Hildegard von Bingen, Leonardo da Vinci oder den Psalmen, die prägend für die europäischen Kulturen sind. Sie alle setzen sich mit dem verwobenen Leben auf dieser Erde auseinander, in welches die Menschen einbezogen sind.
Es ist dringend zu hoffen, dass die Menschheit ihre gemeinsame Stimme findet und diese in all ihrem Reichtum an Erfahrungen, Rhythmen, Intuitionen und Perspektiven für den Schutz der Erde einsetzt. Die Klimakantate geht hier einen großen Schritt voran. Möge sie uns mit ihrem Mut, ihrer interkulturellen Begeisterung und der Liebe zur Erde wegweisend sein.
Alwine Schulze, 1. Vorsitzende von GreenFaith e.V. in Deutschland
GreenFaith bringt Menschen verschiedener Religionen und spirituellen Überzeugungen zusammen, um sich gemeinsam für ein Ende der Nutzung von Fossilen Energien und eine klimagerechte Zukunft einzusetzen.

Terra Est – Protecting Earth – What are we waiting for?
Kantate für Chor, Sprecher, Solisten und Kammerensemble von Jean Kleeb
Der deutsch-brasilianische Komponist Jean Kleeb widmet sich in seinem Schaffen zentralen Themen
wie Klimawandel, Ökologie und dem Schutz unseres Planeten. Künstlerische Werke, die ein
zeitgenössisches Bewusstsein für die dringliche ökologische Situation unserer Erde schaffen, sind rar
– dabei sind sie in Zeiten wachsender Ressourcenknappheit von entscheidender Bedeutung.
Mit der transkulturellen Kantate „Protection of the Earth“ vereint Kleeb musikalische Stile aus aller
Welt, darunter auch Klänge aus abgelegenen Regionen, deren fragile kulturelle Identität durch die
globale Wirtschaft und Politik bedroht ist. In der Kantate verschmelzen Chorpolyphonie, kraftvolle
Rhythmen, Weltmusik sowie meditative und aufrüttelnde Elemente, um neue Perspektiven auf die
drängenden Herausforderungen des Umweltschutzes zu eröffnen. Das Publikum wird aktiv in das
Werk eingebunden und Teil dieses interkulturellen Dialogs.
Das Libretto der Kantate in mehreren Sprachen basiert auf einer vielfältigen Auswahl an Texten und
Gedichten, darunter:
Mythopoems der Yanomami (Roraima, Amazonas) und der Yawanawá (Acre, Brasilien)
Der Sturz des Himmels von Davi Kopenawa, Schamane der Yanomami
Gedanken Leonardo da Vincis zum Thema Umwelt
Werke und Worte indigener Aktivistinnen und Autorinnen wie Ailton Krenak, Astrid Cabral und
Sonja Guajajara
Weisheiten des Schamanen Angaangaq aus Grönland
Texte von Mercy Amba Oduyoye (Ghana, Institut für afrikanische Frauen und Kultur)
Ein Gebet der Yoruba-Tradition (Afrika und Brasilien)
Das Projekt lädt alle Chöre aus Marburg herzlich ein, sich an dieser außergewöhnlichen musikalischen
Initiative zu beteiligen.
Wir freuen uns auf ein großes, gemeinsames Chorprojekt der Marburger Chöre.
Herzliche Grüße,
Jean Kleeb, Anselm Richter und Monika Holzhausen
Kontakte:
monikaholzhausen@gmail.com
jk@jeankleeb.de
anselm.richter@t-online.de